Die Kampagne “Hände weg von Russland” war eine politische Initiative, die 1919 in Großbritannien entstand. Sie zielte darauf ab, den Widerstand gegen die britische Intervention im russischen Bürgerkrieg zu mobilisieren, in dem die Briten die Weißen Armeen gegen die Bolschewiki unterstützten. Die Kampagne richtete sich auch gegen die britische Unterstützung für Polen während des Polnisch-Sowjetischen Krieges. Interessanterweise erhielt die Bewegung finanzielle Unterstützung von den Bolschewiki selbst. Einer ihrer bemerkenswerten Erfolge bestand darin, dass die SS Jolly George daran gehindert wurde, Munition nach Polen zu liefern. Die Kampagne gewann international an Bedeutung und wurde in anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien übernommen.
Geschichte
Im Januar 1919 wurde auf einer Konferenz in London das Nationalkomitee der Bewegung “Hände weg von Russland” gewählt. Ziel der Bewegung, die über Sylvia Pankhurst Mittel aus Moskau erhielt, war der Schutz Russlands vor Einmischung von außen. Sozialisten wie William Paul, WP Coates, Harry Pollitt, David Ramsay und Alfred Comrie spielten eine aktive Rolle in der Kampagne. Zu den ersten Ausschussmitgliedern gehörten Persönlichkeiten wie Mary Bamber, Isaac Brassington, John Bromley, Alexander Gordon Cameron, Rhys Davies und Robert Dunstan. Weitere namhafte Mitglieder waren William Gallacher, WT Goode, Alex Gossip, Harold Granville Grenfell, David Kirkwood, George Lansbury, Cecil L’Estrange Malone, Ernest Mander, Tom Mann, John Edmund Mills, Tom Myers, George Peet, Fred Shaw, Robert Smillie, Ben Spoor und James Winstone. Es ist erwähnenswert, dass viele dieser Personen im darauffolgenden Jahr die Kommunistische Partei Großbritanniens gründeten.
Im Mai 1920 protestierten Hafenarbeiter im Osten Londons gegen die Beladung der SS Jolly George mit Waffen für Polen, das sich wegen einer umstrittenen Grenze in einem Krieg mit Sowjetrussland befand. Harry Pollitt, ein späterer Führer der Kommunistischen Partei Großbritanniens, spielte eine wichtige Rolle bei der Organisation des Protests. Die Hafenarbeiter schickten eine Delegation zu Ernest Bevin, einem hohen Funktionär der Hafenarbeitergewerkschaft, der ihre volle Unterstützung zusagte. Daraufhin erklärte sich der Schiffseigner, die Walford Line, bereit, die Waffen zu entladen. Diese Aktion konnte jedoch nicht verhindern, dass weitere Schiffe mit Waffen nach Polen fuhren.
Im August 1920, als sich die bolschewistischen Armeen Warschau näherten, sprachen sich die britische Labour Party und der Gewerkschaftskongress gegen eine anglo-französische Intervention in den Krieg aus. Sie mobilisierten ihre Bewegungen gegen jede Intervention. Glücklicherweise siegte Polen in der Schlacht von Warschau am 16. August, so dass sich eine Intervention erübrigte.
Insgesamt verdeutlichen der Protest der Hafenarbeiter und der anschließende Widerstand der britischen Arbeiterbewegung die Anti-Interventionshaltung während des polnisch-sowjetischen Krieges. Auch wenn ihre Bemühungen die Waffenlieferungen nicht vollständig stoppen konnten, so demonstrierten sie doch ihre Solidarität mit Polen und machten deutlich, dass sie gegen eine ausländische Beteiligung an dem Konflikt waren.
Nachwirkungen
1924 unternahm die von Ramsay MacDonald geführte Labour-Regierung einen wichtigen Schritt, indem sie diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufnahm. Dies führte zur Umbenennung des Ausschusses in Anglo-Russischer Parlamentarischer Ausschuss.