Der Satz “Macht macht Recht” ist ein Aphorismus, der den Ursprung der Moral sowohl aus einer deskriptiven als auch aus einer präskriptiven Perspektive erforscht. In deskriptiver Hinsicht legt er nahe, dass die Machthaber die Auffassung einer Gesellschaft von Recht und Unrecht bestimmen, ähnlich der Vorstellung, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wird. Mit anderen Worten: Nur wer stark genug ist, Hindernisse und Feinde zu überwinden, kann seine eigenen Moralvorstellungen in der Gesellschaft durchsetzen. Dieses Konzept wird von Montague noch erweitert, der Kratokratie oder Kraterokratie als eine Regierung definiert, die auf Zwangsgewalt basiert, bei der die Starken die Kontrolle durch physische Gewalt und Manipulation übernehmen.
Andererseits wird der Grundsatz “Macht schafft Recht” auch mit totalitären Regimen in Verbindung gebracht, da er zu deren Credo wird. Der Soziologe Max Weber untersucht die Beziehung zwischen der Macht eines Staates und seiner moralischen Autorität, während realistische Wissenschaftler der internationalen Politik den Ausdruck verwenden, um die Machtdynamik zwischen souveränen Staaten in einem Naturzustand zu beschreiben.
Im präskriptiven Sinne wird der Begriff oft negativ verwendet, um gegen eine wahrgenommene Tyrannei zu protestieren. In bestimmten Kontexten wie der Herrenmenschenmoral oder dem Sozialdarwinismus kann er jedoch auch eine positive Bedeutung haben. Diese Ideologien gehen davon aus, dass die stärksten Mitglieder der Gesellschaft herrschen und Standards für das Gemeinwohl setzen sollten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass “Macht macht Recht” ein komplexes Konzept ist, das sich mit dem Verhältnis zwischen Macht und Moral befasst. Es zeigt auf, wie die Herrschenden gesellschaftliche Normen und Werte prägen, und wirft gleichzeitig Fragen zu den potenziellen Gefahren der Tyrannei auf.
Geschichte
Das Konzept “Macht schafft Recht” wurde in verschiedenen antiken Texten und historischen Ereignissen dargestellt. Es findet sich in den Werken Homers, in Hesiods “Werke und Tage” und bei Livius, wo der lateinische Ausdruck “vae victis” erwähnt wird. Thukydides, ein antiker Historiker, brachte diese Idee mit dem Peloponnesischen Krieg in Verbindung und stellte fest, dass die Starken dazu neigen, zu tun, was sie wollen, während die Schwachen leiden. Auch in Platons Republik wird dieser Gedanke durch die Behauptung von Thrasymachus aufgegriffen, dass Gerechtigkeit nur das Interesse des Stärkeren sei, was Sokrates widerlegt. Ähnlich argumentiert Kallikles in Gorgias, dass die Starken ein natürliches Recht haben, über die Schwachen zu herrschen. Die Formulierung “might makes right” wurde erstmals 1846 von Adin Ballou im Englischen aufgezeichnet, der die Anwendung von Gewalt zur Unterdrückung von Wahrheit und Gerechtigkeit kritisierte.
Abraham Lincoln vertrat in seiner Wahlkampfrede für die Cooper Union im Jahr 1860 die Überzeugung, dass Recht zu Macht führt. Er betonte friedliche Lösungen anstelle von gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Sklavenhaltern. Der Philosoph William Pepperell Montague prägte den Begriff der Kratokratie, um eine Regierung zu beschreiben, in der diejenigen, die stark genug sind, die Macht durch Gewalt oder List an sich reißen. Sogar Sigmund Freud untersuchte das Konzept “Macht gegen Recht” in einem Brief an Albert Einstein im Jahr 1932. Papst Franziskus hat die Annahme von “Macht ist Recht” kritisiert und darauf hingewiesen, dass sie zu Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Gewalt beiträgt. Diese verschiedenen Quellen und historischen Beispiele werfen ein Licht auf die anhaltende Debatte über das Verhältnis zwischen Macht und Moral.